Weil: #StayHome #StaySafe #FreeMinnesota #BlackLivesMatter und #SilenceIsComplicity
Durch die globale Corona-Pandemie verlagerten sich gemeinschaftliche Interaktionen hauptsächlich in den digitalen Raum. Vorher noch wenig verbreitete Konzepte von Homeoffice und digitalen Treffen haben sich stark im Mainstream der Arbeits- und Privatwelt als zukunftsorientierte Möglichkeit etabliert.
Gleichzeitig provozierte der gesellschaftliche Umbruch aber auch eine weitere politische Polarisierung und Radikalisierung. Gesellschaftliche Missstände und Unzufriedenheit werden zunehmend von der Kommentarspalte auf Webseiten in den realen Raum getragen. Beispielhaft dafür sind die Demonstrationen von Verschwörungsideologen, die aktuellen Unruhen in Amerika oder die Ausschreitungen in Stuttgart.
Auf Zeit-Online veröffentlichte Hanno Rauterberg am 22. April 2020 den Artikel “Moderne Kunst: Reißt euch die Masken ab!”. Dort wird beschrieben, dass die aktuelle Kunst in einer Krise sei, da sie sich selbst stets radikaler als die Gesellschaft verstand, nun aber im Zuge der Pandemie sich die Gesellschaft durchaus radikaler als die Kunst zeigt.
Für mich stellt sich aufbauend darauf aber nicht die Frage, ob Kunst radikaler sein kann als ihre Gesellschaft, sondern vielmehr wie sich diese “radikale” Gesellschaft auf die Kunst auswirkt. Dabei kann es meiner Praxis folgend nicht darum gehen, aktuelle weltpolitische Ereignisse in Form von Malerei zu illustrieren. Vielmehr möchte ich den Einfluss von derzeitigen digitalen Text- und Bildbeiträgen als Motiv für neue künstlerische Arbeiten begreifen. Wenn sich die Gesellschaft verändert, verändern sich auch ihre Bilder.
In meinen bisherigen Arbeiten habe ich versucht, alltägliche Bilder aus den digitalen Bereichen in die Malerei zu überführen. Dabei habe ich mich längere Zeit mit dem Scrollen durch das Internet als digitales Substitut für den Landschaftsspaziergang beschäftigt. Wenn in dieser Vorstellung Scrollen durch Blogs zur Landschaftsmalerei führen kann, so können Bilder und Textfragmente der sozialen Netzwerke zur Basis für Genre-Bilder werden.
Christian Bär
Photos: Christian Bär