In ihrer künstlerischen Arbeit untersucht Rothaus die Schnittstelle von Kunst und politischem Aktivismus. Ihre Ölgemälde auf Leinwand und Holz nehmen in ihrer Materialität zunächst Bezug zur klassischen Malerei, bevor sie zu politischen Bannern und Schildern umfunktioniert werden. In dieser Form werden sie zu Requisiten feministischer Protestaktionen.
Die Motivik der Banner kreist um Themen von weiblich konnotierter, unbezahlter und unsichtbarer Sorgearbeit, um sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung sowie um die Figur der Hexe als die autonome Frau*, mit deren Verfolgung die Ausbeutung von Frauen* im Sinne des Kapitalismus begann. Indem sie ihre Bilder als Demo-Banner in den öffentlichen Raum trägt, befragt Rothaus das traditionsschwere Medium der Malerei nach seinen gegenwärtigen Möglichkeiten. Sie verleiht der Malerei politische Tragfähigkeit und nimmt ihr den elitären Status.
In ihrer aktuellen Ausstellung ‚Hex Me‘ bei sonneundsolche in Düsseldorf zeigt Rothaus eine Serie von Protestschildern in der von der Straße aus einsehbaren Vitrine. Die Bildmotive der Schilder sind inspiriert von neuzeitlichen Holzschnitten mit Darstellungen sogenannter Hexen, welche in Kombination mit leuchtenden, kämpferischen Schriftzügen eine Umschreibung unseres historischen Bewusstseins einfordern. Über die affirmative Aneignung der über magische Superkräfte verfügenden Hexenfigur, spielt Rothaus mit der behaupteten Macht, um daraus emanzipatorische Potentiale abzuleiten. Ansichtig auf Utensilien des Widerstandes, künden die Hexen von der gleichen Bedrohung, die sie auch damals schon für patriarchalen Kapitalismus und weiße Vorherrschaft bedeutet haben.
Marleen Rothaus, geb. 1991, ist Künstlerin, feministische Aktivistin und Sozialarbeiterin in Köln.